Chronik - 15.04.2018:
Bolzplätze sind immaterielles Kulturerbe

Bolzplatzkultur in NRW-Landesinventar aufgenommen

Dem Schutz des kulturellen Erbes wird inzwischen weltweit zunehmend große Bedeutung beigemessen. In Deutschland werden entsprechende Maßnahmen auf Basis des 2013 erklärten Beitritts zur UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes umgesetzt. Auch das Land NRW ermittelt und dokumentiert das kulturelle Erbe auf seinem Gebiet.
Immaterielles Kulturerbe - Wissen. Können. Weitergeben. Wer hätte nun gedacht, dass die Landesjury für das immaterielle Kulturerbe, die gerade fünf weitere Traditionen aus verschiedenen Regionen für einen Eintrag im Landesinventar des immateriellen Kulturerbes ausgewählt hat, ausgerechnet die "Bolzplatzkultur" zur Aufnahme in dieses Verzeichnis vorschlagen würde? Das trägt sicher der Erkenntnis Rechnung, dass ein Bolzplatz hierzulande prägender Sozialisationsraum ist, in dem Kreativität, spontane Selbstorganisation, Toleranz und Durchsetzungsvermögen in wechselseitige Beziehung treten, wodurch er für Kinder und Jugendliche zu einer Lebensschule wird. So argumentiert zumindest die DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum gGmbH, von der die Bewerbung um die Aufnahme in das Landesinventar ausging. Dieser Bewerbung und dem darauf basierenden Vorschlag der unabhängigen Jury ist das zuständige NRW-Ministerium nun gefolgt.

Bolzplatzkultur


Beispiel: schöner Bolzplatz in Altenbödingen bei Driesch.
Beispiel: schöner Bolzplatz in Altenbödingen bei Driesch.
Im heutigen Alltag der Städte gehören Bolzplätze zu den wenigen Orten im öffentlichen Raum, an denen sich Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit selbstbestimmt treffen und unbeaufsichtigt aufhalten können. Viele Ältere haben ebenfalls einen Bezug zu Bolzplätzen, denn oft ist ein Bolzplatz eng mit der eigenen Erinnerung verknüpft. Bolzplätze sind somit ein Identität stiftendes Element in einer Stadt oder einem Dorf.
Die Bolzplatzkultur wurde als schützenswert eingestuft, weil es sich um eine jugendkulturelle Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation handelt, die ihren Ursprung in den städtischen Milieus der 1920er Jahre hat. An vielen Orten in NRW wird diese schöne Kultur gepflegt, so u. a. auch auf den Bolzplätzen im Raum Bödingen.

Bolzplätze im Bödinger Raum

Wir kümmern uns als Heimatverein Bödingen bekanntlich nicht nur um drei Spielplätze, sondern eben auch um die beiden Bolzplätze der Stadt Hennef im Bödinger Raum, und zwar in Altenbödingen (bei Driesch) und in Oberauel. Dass wir damit ab sofort sogar zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beitragen, freut uns natürlich. Hier folgen ein paar Impressionen von unseren vielfältigen Arbeiten in diesem Aufgabenbereich.
Ballfangnetze am Bolzplatz in Altenbödingen bzw. bei Driesch. Ballfangnetze am Bolzplatz in Altenbödingen bzw. bei Driesch.
Ballfangnetze am Bolzplatz in Altenbödingen bzw. bei Driesch.
Reinigungs- und Netzpflegearbeiten in Oberauel.
Reinigungs- und Netzpflegearbeiten in Oberauel.
Mäharbeiten auf unserem Bolzplatz in Altenbödingen.
Mäharbeiten auf unserem Bolzplatz in Altenbödingen.
Die Stadt Hennef, die natürlich die Einrichtung der Plätze maßgeblich unterstützt hat, hilft uns auch bei deren Pflege und Unterhalt. Auch kontrolliert sie die Sauberkeit und Sicherheit der Plätze jährlich, was bei unseren Spiel- und Bolzplätzen bisher stets ohne oder höchstens mit kleineren Beanstandungen, deren Ursachen jeweils leicht zu beseitigen waren, endete.
Bolzplätze werden regelmäßig kontrolliert (wie hier 2019 in Oberauel).
Bolzplätze werden regelmäßig kontrolliert (wie hier 2019 in Oberauel).
Wie schon auf dem ersten Foto sieht man auch auf dem nun folgenden, dass die von uns betreuten Bolzplätze der Stadt Hennef nicht nur gut gepflegt, sondern auch sehr schön gelegen sind.
Blick auf den schönen Bolzplatz in Oberauel.
Blick auf den schönen Bolzplatz in Oberauel.

 


 

Zum Hintergrund:
Landesinventar des immateriellen Kulturerbes

Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) beteiligt sich an der Umsetzung der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes, wobei nicht der Schutz, sondern die Weitergabe des Kulturguts von Generation zu Generation im Vordergrund steht. Im Mittelpunkt stehen dabei Bräuche, Traditionen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die als Bestandteil des Kulturerbes angesehen werden können. Dabei geht es besonders um deren Ausprägungen wie z. B. Handwerkstechniken, Wissen in Bezug auf die Natur und das Universum, darstellende Künste, mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen sowie Formen gesellschaftlicher Selbstorganisation, die neben vielen anderen Kulturformen unser Land NRW prägen.
 
Immaterielles Kulturerbe - Wissen. Können. Weitergeben.
Immaterielles Kulturerbe*) - Wissen. Können. Weitergeben.
 
Um die Aufnahme in die Kulturerbe-Verzeichnisse können sich Gruppen und Gemeinschaften, die lebendige Traditionen ausüben und kreativ weitergeben, beim zuständigen NRW-Ministerium bewerben. Das Landesinventar wurde eingerichtet, um die Sichtbarkeit der kulturellen Vielfalt zu verbessern und nicht zuletzt dadurch auch das ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung im Land zu stärken.

Zu den weiteren Traditionen, die neben der Bolzplatzkultur nun in das Landesinventar aufgenommen wurden, gehören

  • die Anlage und Pflege von Flechthecken, wozu das Flechten und die Erhaltung lebender Zäune für Land- und Forstwirtschaft sowie die besondere Technik des Knotens gehören,
  • das Brieftaubenwesen, das mit der Zucht, der Pflege und dem Einsatz von Tauben eine in vielen Regionen der Welt - hier insbesondere in Bergbaugebieten - beheimatete Tradition mit einer mehr als viertausendjährigen Geschichte darstellt,
  • die Haubergswirtschaft im Siegerland und in angrenzenden Regionen als nachhaltige gemeinschaftliche Form der Waldbewirtschaftung, die seit Jahrhunderten ausgeübt wird, sowie schließlich
  • die bekanntlich auch im Kirchspiel Bödingen als Erinnerung an den heiligen Martin von Tours sorgfältig gepflegte St. Martinstradition als Brauchtum mit Laternenumzug, Martinsliedern, Martinsfeuer, Darstellung der Mantelszene, Verteilung von Süßigkeiten an Kinder und der christlichen Botschaft zur Nächstenliebe.
*) Ersteller des Logos:
Ercan Tuna, München - Deutsche UNESCO-Kommission e. V.; gemeinfrei
[https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56125058]

 


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