Siegtal – Kulturlandschaft und Lebensraum

Das Siegtal und die "Historische Kulturlandschaft Unteres Siegtal" Der Bödinger Raum ist eng verbunden mit der Sieg und dem Siegtal. Ein besonders schöner und historisch bedeutsamer Teil dieses Tals, nämlich der Bereich zwischen Bödingen und Stadt Blankenberg, wurde aufgrund seines Charakters als "Historische Kulturlandschaft" im Jahr 2008 unter Denkmalschutz gestellt.
Schon seit langem gehören Umwelt- und Naturschutz ebenso wie Heimat- und Denkmalpflege untrennbar mit der Bewahrung und Entwicklung des heimatlichen, historisch gewachsenen Lebensraums zusammen. Heimatpflege beinhaltet damit auch immer Kulturlandschaftspflege in einem umfassenden Sinne. Kulturlandschaften bilden nämlich als Ankerpunkte eine wichtige Grundlage der regionalen Identität, sie stiften Heimat. Da stellt sich die Frage: Was macht eigentlich eine Landschaft zur Kulturlandschaft?
Dieser Begriff wird je nach Zusammenhang mit nicht ganz einheitlicher Bedeutung verwendet. Häufig wird unter Kulturlandschaft eine vom Menschen geprägte Landschaft verstanden, die aus wirtschaftlichen, sozialen, politischen, religiösen o. ä. Gründen geschaffen bzw. gestaltet wurde. Wenn es sich um eine "Historische Kulturlandschaft" handelt, kommt noch hinzu, dass sie durch historische Elemente und Strukturen geprägt wurde und wird. Sie ist also das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme im Verlauf der Geschichte.

Denkmalbereich "Kulturlandschaft Unteres Siegtal"

Bereits 1987 wurde der Ortskern von Stadt Blankenberg unter Denkmalschutz gestellt, 1989 dann ebenso der von Bödingen. Aus dieser Zeit, nämlich von 1988, stammt auch eine erste Idee für ein Denkmal "kulturhistorische Landschaft", aus der später die Historische Kulturlandschaft "Unteres Siegtal" hervorging. Die Idee wurde dann in den folgenden Jahren und Jahrzehnten vom Heimatverein Bödingen – vor allem von Heinz Großmann, unterstützt durch Peter Hilleke – gemeinsam mit dem Heimatverein von Stadt Blankenberg (s. "Links") – hier vor allem durch den Heimatforscher Professor Dr. Helmut Fischer mit Unterstützung durch Erich Bornheim – beharrlich weiterverfolgt und bis zu ihrer Umsetzung vorangetrieben.
Nach einem ersten Antrag der beiden Vereine im Jahr 1991 passierte zunächst nichts. Trotz eines bereits 1994 vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege erarbeiteten Gutachtens für einen großflächigen Denkmalbereich hatte auch ein Bürgerantrag von 1995 noch keinen nachhaltigen Erfolg. Doch dann kam die Wende: unter Federführung der Stadt Hennef und unter maßgeblicher Beteiligung der beiden Heimatvereine wurde eine Denkmalbereichssatzung erarbeitet, die 2007 endlich beschlossen wurde. Nach Genehmigung durch die Obere Denkmalbehörde wurde das "Untere Siegtal" schließlich im Jahr 2008 unter Denkmalschutz gestellt – 20 Jahre nach dem Entstehen der Idee.
Man sieht: alle Beteiligten brauchten einen langen Atem. Es wurde dann sogar eine Premiere, denn erstmals wurde in NRW, wahrscheinlich sogar weltweit, wie bei der Vorstellung in Bödingen gemutmaßt wurde (vgl. "'Denkmal Kulturlandschaft' – Buchvorstellung in Bödingen"), eine geschlossene Kulturlandschaft großflächig unter Denkmalschutz gestellt. Damit verfügt die Stadt Hennef über das größte Denkmal im Rhein-Sieg-Kreis. Die Historische Kulturlandschaft "Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen" umfasst etwa 1500 mal 3250 Meter, was fast 5 Mio. Quadratmetern bzw. rund 680 Fußballfeldern entspricht.
Blick von Burg Blankenberg ins Siegtal bis nach Bödingen.
Blick von Burg Blankenberg ins Siegtal bis nach Bödingen.
(Foto: © Stadt Hennef – Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.)
Die Kulturlandschaft "Unteres Siegtal" besteht in historischer Perspektive insbesondere aus zwei Komponenten: In dieser Kombination bildet die Historische Kulturlandschaft um die beiden Orte einen besonderen und schutzwürdigen Ausschnitt aus der Kulturlandschaft ringsum. Dieser vergleichsweise weiträumige Bereich soll mit einer Denkmalbereichssatzung fortan als Denkmal geschützt werden.
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Historische Kulturlandschaft
"Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen"

Der Kulturlandschaftsausschnitt im Grenzbereich zwischen dem unterem Siegtal und dem mittleren Sieglauf wird als in der Verdichtung der von Menschen geschaffenen historisch bedeutsamen Spuren einzigartig und aus historischen Gründen schützenswert angesehen. Daher wurde hier erstmalig eine Landschaft mit den darin befindlichen Ortschaften zu einem wie ein Denkmal geschützten Denkmalbereich erklärt.
Dieser Denkmalbereich umschließt Insgesamt umfasst der Denkmalbereich den Burgberg mit der Stadt Blankenberg, den gegenüberliegenden Marienberg mit Bödingen und die gesamte dazwischenliegende, beide Seiten verbindende Siegaue.
Denkmalbereich "Kulturlandschaft Unteres Siegtal".
Denkmalbereich "Historische Kulturlandschaft Unteres Siegtal".
Die Stadt Hennef (Sieg) hat am 22.10.2007 dazu eine entsprechende Denkmalbereichssatzung beschlossen. Darin ist u. a. als Ziel der Satzung festgelegt,
  1. das historisch bedeutsame Grundrissnetz in der Landschaft,
  2. die großflächige Struktur und Topographie der überlieferten Landschaftsgestalt,
  3. die kulturhistorischen Relikte in der Landschaft,
  4. die Silhouette des Landschaftsausschnitts und der Ortssilhouetten von Stadt Blankenberg und von Bödingen sowie
  5. die charakteristischen Sichtbezüge
zu erhalten. Alle bewahrenswerten kulturhistorischen Relikte (c.) sind in Anlage 3.2 zu besagter Satzung genau bezeichnet und auch unter "Kulturhistorische Relikte" bzw. unter "Weinanbau im unteren Siegtal" aufgelistet.
Zur Begründung wird in der Denkmalbereichssatzung angeführt, dass (Zitat) "der historisch geprägte Kulturlandschaftsausschnitt und seine historische Substanz für die geschichtliche, die siedlungsgeschichtliche Entwicklung der Region des Siegtals, insbesondere die siedlungsgeschichtliche Umgebung des Bereiches um die Stadt Blankenberg und den Wallfahrtsort Bödingen bedeutend ist, und weil aus wissenschaftlichen Gründen an der Erhaltung und Nutzung des Bereiches ein öffentliches Interesse besteht."
Blick von Bödingen über das Siegtal nach Burg Blankenberg.
Blick von Bödingen über das Siegtal nach Burg Blankenberg.
Durch den Erlass der Satzung wollte und will die Stadt Hennef der erheblichen Fernwirkung der Baulichkeiten der bereits denkmalgeschützten Bereiche der Stadt Blankenberg und von Bödingen und der Ausstrahlung in die Landschaft Rechnung tragen. In der Präambel der Denkmalbereichssatzung heißt es dazu (Zitat): "Das optische Aufeinandertreffen der beiden Pole verleiht der gesamten räumlichen Situation mit dem Gegenüber von kirchlicher und weltlicher Macht eine eigene historische Aussage. Beide Orte sind heute noch nahezu unbeeinträchtigt in die sie umgebende Landschaft eingebunden. Diese Landschaft ist durch die Spuren vielfältiger historischer Nutzungsstrukturen immer noch deutlich geprägt. Durch die exponierte Höhenlage der beiden Orte ist die sie umgebende Landschaft auch optisch besonders wahrnehmbar."
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Stadt Blankenberg

Dem Bödinger Raum gegenüber liegt Stadt Blankenberg in Sichtweite auf der anderen Siegseite. Der Ort hat im Zusammenhang mit der Historischen Kulturlandschaft "Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen" für uns als Heimatverein Bödingen eine besondere Bedeutung, da er ebenso wie Bödingen ein wesentlicher Bestandteil dieser Kulturlandschaft ist. Daher haben sich die beiden Heimatvereine – sowohl der Heimat- und Verkehrsverein Stadt Blankenberg e. V. als auch der Heimatverein Bödingen – gemeinsam dafür eingesetzt, die Historische Kulturlandschaft unter Denkmalschutz zu stellen und zu bewahren. Aus diesem Grund wird dieser geschichtsträchtige Ort, in dem heute 614 Einwohner leben, hier kurz vorgestellt (für weitere Informationen: s. "Links").
Blankenberger Burganlage mit Bödinger Wallfahrtskirche im Hintergrund.
Blankenberger Burganlage mit Bödinger Wallfahrtskirche im Hintergrund.
Stadt Blankenberg, eine mittelalterliche Stadtsiedlung in hervorragendem Erhaltungszustand, ist wohl die bekannteste Ortschaft in der Stadt Hennef. Das liegt zum einen an ihrer langen Geschichte – die erste urkundliche Erwähnung der Burg stammt von 1181 – und ihrer besonderen historischen Bedeutung. Zum anderen liegt das an ihrer touristischen Ausstrahlung, die vor allem auf einen schönen Ortskern und die in Teilen gut erhaltene Burganlage zurückzuführen ist. Der ungewöhnliche Namensbestandteil "Stadt" rührt daher, dass Blankenberg im Jahr 1245 Stadtrechte erhielt, die 1805 leider als eine Folge des Sieges von Napoleon in der Schlacht von Austerlitz wieder verloren gingen. Zur Erinnerung an die Jahre als Stadt wurde Blankenberg im Jahr 1953 in "Stadt Blankenberg" umbenannt.
Schöne Aussicht, sogar bis auf den Siegburger Michaelsberg.
Schöne Aussicht, sogar bis auf den Siegburger Michaelsberg.
Stadt Blankenberg ist immer einen Besuch wert. Besonders die Burgruine, die das Landschaftsbild an dieser Stelle des Siegtals dominiert, ist ein wichtiges Zeugnis der Territorialentwicklung. Sie bildet einen markanten Anziehungspunkt, kann über den Sommer teilweise besichtigt werden und bietet tolle Ausblicke. Die Burg wird im Hennefer Stadtwappen dargestellt und hat sogar Platz auf der Hennefer Heimatnadel gefunden. Sehenswert sind darüber hinaus der schöne Ortskern, die Kirche St. Katharina sowie der Katharinenturm mit dem darin beheimateten, 1936 gegründeten Heimatmuseum namens Turmmuseum Stadt Blankenberg. Nur wenige Meter entfernt befindet sich das Runenhaus, in dessen Kellerräumen wiederum das Weinbaumuseum angesiedelt ist. Ebenso wie die benachbarte alte Baumkelter von 1619/20, die aus Ahrenbach stammt, erinnert es an die tausendjährige Weinbaugeschichte in Stadt Blankenberg und im Siegtal (vgl. "Tradition und Brauchtum" bzw. "Weinanbau im unteren Siegtal"). Schließlich ist auch die Umgebung von Stadt Blankenberg sehenswert und lädt zum Wandern ein. Wegen der Höhenlage genießt man eine tolle Aussicht, vor allem von der Burg aus und nicht nur nach Bödingen.
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Kulturlandschaftsweg Stadt Blankenberg – Bödingen

Ein im Jahr 2006 vorgestelltes Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept für die Region Siegtal, das u. a. im Auftrag der Stadt Hennef erarbeitet worden war, erkannte den Bereich Stadt Blankenberg – Bödingen völlig zu Recht als einen Attraktionsbereich im Siegtal und schlug ein Schlüsselprojekt zu dessen Aufwertung vor: "Kulturlandschaftsweg Stadt Blankenberg – Bödingen". Dieser Weg sollte aus je zwei am Bahnhaltepunkt Blankenberg miteinander verbundenen Rundwegen bestehen, von denen einer nach und um Stadt Blankenberg mit seiner Burg und ins Naturschutzgebiet Ahrenbachtal, der andere über Ortschaften des Bödinger Raums und natürlich zur Bödinger Wallfahrtskirche führen sollte. An besonderen Punkten sollten Schilder die Vorbeiwandernden über Interessantes informieren.
Blick aus dem Ahrenbachtal auf die Blankenberger Burg.
Blick aus dem Ahrenbachtal auf die Blankenberger Burg.
Leider wurde diese schöne Idee zwar noch nicht realisiert, aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden. Bis es soweit ist, kann man die Rundwege in Eigeninitiative erkunden, um die Historische Kulturlandschaft zu erleben. Im Folgenden sind beispielhaft einige Stationen für die Rundwege skizziert.

Rundweg im Bereich von Stadt Blankenberg: Haltepunkt Blankenberg – über Stein ins Ahrenbachtal und bis nach Ahrenbach – zurück über Scheurengarten bis zur Burg (zu besichtigen) – von Stadt Blankenberg über Stein zurück zum Haltepunkt.

Rundweg im Bödinger Raum: Haltepunkt Blankenberg – mit einem kleinen Abstecher durchs Sellbachtal nach Lauthausen (Josefskapelle) – über das ansteigende Hanggebiet nach Altenbödingen (Bildstock, Ursprungsort der Gründungssage) – weiter nach Bödingen (Wallfahrtskirche) – über Halberg (Marienbrünnchen) entlang des Halberger Bachs nach Oberauel (Antoniuskapelle) – zurück zum Haltepunkt.

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Die Sieg

Die Sieg, von der das untere Siegtal seinen Namen hat, ist das verbindende Element der Region und prägt diese ganz wesentlich. Zusammen mit ihren Nebenflüssen wie z. B. Bröl und Hanfbach schlängelt sie sich durch malerische Auen und Täler. Schon im 19. Jahrhundert informierten Wanderführer über die Einzigartigkeit des Siegtals, das heute ein zwar beliebtes, aber auch schützenswertes Naherholungsgebiet ist. Viele Seitentäler zeigen mit ihren naturnahen Bachläufen sehr abwechslungsreiche kleinteilige Landschaften von hohem ökologischem Wert. Das Tal der Sieg insgesamt stellt eine Kulturlandschaft dar, die in der Siegaue mit angrenzenden Erhebungen, dem mäandrierenden Flusslauf, vielen Ortslagen mit hangwärtigen Siedlungen und der durchs Siegtal verlaufenden Bahnlinie einen unverwechselbaren Charakter mit herausragenden Sichtbeziehungen besitzt.
Es handelt sich bei der Sieg um einen rechten, östlichen Nebenfluss des Rheins, der sowohl durch Nordrhein-Westfalen als auch durch Rheinland-Pfalz fließt. Die Quelle liegt in Westfalen, im Südteil des Rothaargebirges, und zwar auf dem Ederkopf-Lahnkopf-Rücken nordöstlich von Netphen-Walpersdorf. Von dort fließt die Sieg u. a. an Siegen, den rheinland-pfälzischen Gemeinden Kirchen, Betzdorf, Wissen und Hamm, dann wieder in NRW an Eitorf, Hennef, Siegburg und Troisdorf vorbei, bevor sie zwischen Bonn-Geislar und Troisdorf-Bergheim südlich von Niederkassel-Mondorf in den Rhein mündet. Auch an einigen zum Bödinger Kirchspiel gehörenden Dörfern fließt die Sieg unmittelbar entlang: Auel, Oberauel und Lauthausen. Sie fließt insgesamt südlich am Bödinger Raum und am Nutscheid vorbei. Auf ihrem rd. 155 km langen Weg sammelt sie u. a. auch das Wasser des Elbbachs, der Nister, der Agger, der Bröl und des Hanfbachs auf.
Verlauf der Sieg.
Verlauf der Sieg.
Der Name Sieg soll übrigens nichts mit Siegen im Sinne von Gewinnen oder Triumphieren zu tun haben, sondern möglicherweise vom keltischen Wort sikkere abstammen und so viel wie "schnell fließender Fluss" bedeuten. Allerdings wird der Flussname Sieg in der Namensforschung am häufigsten auf die indoeuropäische Wurzel seik zurückgeführt, welche so viel wie "ausgießen, seihen, rinnen, tröpfeln" bedeutet. Welche dieser Deutungen die richtige ist, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt.
Die Siegaue in Höhe von Lauthausen.
Die Siegaue in Höhe von Lauthausen.
Die Sieg hat sich, nachdem sie im Zuge der Industrialisierung zunehmend verschmutzte, inzwischen durch wirksame Schutzmaßnahmen sehr gut erholt und so zu einem der fischreichsten Flüsse Deutschlands entwickelt. Unter den fast 40 inzwischen in der Sieg vorkommenden Fischarten befinden sich auch Lachse, die wieder eingebürgert wurden. Der gesamte Flusslauf weist durch seinen Strukturreichtum und die naturnahe Ausprägung geeignete Lebensräume für seltene und gefährdete Fischarten wie den schon erwähnten Lachs sowie für Groppe und Neunauge auf. Der Fischreichtum hat auch Graureiher und Kormorane in großer Zahl wieder heimisch werden lassen.
Der Unterlauf der Sieg bis hin zur Mündung wurde bereits 1983 (bei Niederkassel) bzw. 1986 (bei Troisdorf) zum Naturschutzgebiet Siegaue und Siegmündung. Flussaufwärts schließen sich inzwischen weitere Naturschutzgebiete an (vgl. "Weiterführende Links" weiter unten). Die Sieg insgesamt ist heute ein sog. Fauna-Flora-Habitat (auch Natura 2000 genannt, eine Art europäisches Naturschutzgebiet). Die Vegetation ist sehr abwechslungsreich: von überwiegend dichten Wäldern über einen Wechsel von Wäldern und Sumpfwiesen bis hin zu einer durch Wiesen, Pappeln und Erlenbrüchen geprägten, mit Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras bewachsenen Landschaft.
Schöner Blick über die Sieg bei Auel.
Schöner Blick über die Sieg bei Auel.
Nicht zuletzt dient die Sieg auch der naturnahen Freizeitgestaltung. So ist das Befahren mit Kanus, Kajaks, Schlauchbooten und Ruderbooten bei ausreichendem Wasserstand an vielen Stellen und zu vielen Zeit erlaubt. Auch das Betreten von Uferregionen, das Wandern und Radeln an oder entlang der Sieg und sogar das Baden in der Sieg ist an bestimmten Stellen zugelassen. Allerdings kann auch die Sieg zur Naturgewalt werden, die Hochwasser der Sieg sind allgemein gefürchtet. So wurden etwa im Jahr 1909 beim bislang schlimmsten Hochwasser viele Siegbrücken durch die reißenden Fluten weggerissen, und in den Jahren danach kam es gelegentlich erneut zu Hochwasser und Überschwemmungen.
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Der Nutscheid

Der Nutscheid (auch das Nutscheid oder manchmal die Nutscheid) ist ein bewaldeter Höhenzug, der zwischen den Flüssen Sieg und Bröl verläuft und im Westen an Hennef sowie im Osten an Waldbröl grenzt. Er beherbergt den Kernbereich des größten zusammenhängenden Waldgebietes im Bergischen Land und mit rd. 1.500 ha Fläche eines der größten Forstgebiete in dieser Region. Große Teile des Nutscheid sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Er berührt das Siegtal und die Historische Kulturlandschaft "Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen" und prägt beide mit. Zudem ist er Namensgeber der "Kulturlandschaft Nutscheid – Sieg", die auch die besagte Historische Kulturlandschaft umfasst.
Der Nutscheid-Rücken stellt mit der dortigen Wegetrasse (Nutscheidstraße, s. u.) seit Jahrtausenden einen raumprägenden Faktor dar. Dementsprechend besitzt der Nutscheid einen hohen archäologischen, historischen und kulturlandschaftlichen Zeugniswert von überregionaler Bedeutung.
Verlauf der Nutscheidstraße auf dem Nutscheid.
Verlauf der Nutscheidstraße auf dem Nutscheid.

Nutscheidstraße bzw. Römerstraße

Neben dem Waldreichtum ist für den Nutscheid vor allem ein alter Handelsweg charakteristisch, der auf seinem Rücken verläuft: die Nutscheidstraße, auch Römerstraße, Nutscheider Höhenweg, Nutscheid-Höhenhandelsstraße oder kurz Nutscheidweg genannt. Diese alte Höhenstraße führt vom unteren Siegtal ins Siegerland. Die Trasse geht von Allner nach Hülstert östlich Waldbröl, bevor sie von dort mit der von Köln ins Siegerland führenden Brüderstraße zusammen nach Siegen stößt. Sie geht nicht nur an Hennef, hier speziell an den zum Bödinger Raum gehörenden Ortschaften Bödingen, Driesch, Halberg, Oberhalberg und Oppelrath vorbei, sondern auch an Eitorf, Ruppichteroth, Windeck, Waldbröl, Morsbach und Reichshof.
Die bereits in vorgeschichtlicher Zeit genutzte Nutscheidstraße wurde im Mittelalter ein wichtiger Handelsweg zwischen dem Rheintal (z. B. Köln und Siegburg) und dem Siegerland. Der gleichmäßig abfallende Rücken des Nutscheid bildete als Naturweg in der Bronze- und Eisenzeit die einzige Hauptverbindungsstraße aus dem Osten in den südlichen, rechtsrheinischen Teil der Niederrheinischen Bucht.
Von uns betreute Schutzhütte am Nutscheider Höhenweg. Schöne Bank an der Römerstraße.
Von uns betreute Schutzhütte und eine schöne Bank auf dem Nutscheid.
Die Römerstraße auf dem Nutscheid-Rücken ist überwiegend ursprünglich erhalten und wird u. a. als Spazier- und Wanderweg gerne genutzt, wovon auch die durch uns betreute Schutzhütte und diverse, ebenfalls mehrheitlich unter unserer Obhut stehende Ruhebänke am Wegesrand zeugen. Weiter begegnet man hier z. B. Joggern, Radfahrern und Reitern sowie gelegentlich forstwirtschaftlichen Fahrzeugen.
Am Weg befinden sich noch die Überreste von einigen ehemaligen Landwehren und Höhensperren, die indessen als Bodendenkmäler unter Schutz gestellt wurden. Dazu gehören etwa Driescher Grengel, der Stockumer Grengel, der Holenfelder Grengel sowie der Rotscherother Schlagbaum. Sie wurden wahrscheinlich im Mittelalter angelegt, denn bis 1604 verlief über den Kamm des Nutscheids entlang der alten Höhenstraße die Grenze zwischen dem Herzogtum Berg und der Herrschaft Homburg. Der Abschreckung diente vermutlich eine alte Richtstätte, deren Überreste noch heute im Naturschutzgebiet Galgenberg an der Römerstraße zu finden sind, markiert durch eine Hinweistafel. Die Nutscheidstraße liegt in einem regional bedeutsamen Kulturlandschaftsbereich von NRW, ihre Erhaltung dient dem "Sichern linearer Strukturen" (also der Strukturen von Eisenbahnen, Straßen, Kanälen etc. und ihrer Elemente wie Baumreihen, Brücken usw.).

Ursprung als Eisenweg

Ihre alternative Bezeichnung Römerstraße legt die Vermutung nahe, die Nutscheidstraße sei von den alten Römern gebaut und genutzt worden. Besonders das Erstgenannte ist historisch nicht belegt. Vielmehr deutet ihre ebenfalls zu findende Bezeichnung als Eisenweg darauf hin, dass sie bereits zur Zeit der Kelten (um 500 v. Chr.) entstanden ist, um das im Siegerland abgebaute Eisenerz ins Rheintal zu transportieren. Mit dem stetigen Ausbau des Straßen- und Bahnnetzes seit dem 19. Jahrhundert verlor sie schließlich ihre Bedeutung als Transportweg.

Kulturlandschaft Nutscheid – Sieg

In Nordrhein-Westfalen wird das Ziel der "Erhaltenden Kulturlandschaftsentwicklung" verfolgt, um beim Gestalten der Zukunft das kulturelle Erbe mit seinen identitätsprägenden Merkmalen zu bewahren. Hier ist u. a. die "Kulturlandschaft Nutscheid – Sieg" von Bedeutung. Sie umfasst die südöstlichen Teile des Oberbergischen Kreises und des Rhein-Sieg-Kreises. Die Sieg und der Nutscheid-Rücken haben als Achsen diese Kulturlandschaft in einer einzigartigen Weise geprägt. In ihr verläuft nicht nur die Nutscheidstraße, sondern sie beheimatet u. a. auch die – mehrheitlich unter Denkmalschutz stehenden – Kulturlandschaftselemente Burg Blankenberg, Stadt Blankenberg, Bödingen, Auel, Hennef, die Siegtaleisenbahn sowie weitere. Auch die Historische Kulturlandschaft "Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen" liegt vollständig innerhalb der Kulturlandschaft Nutscheid – Sieg.
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Bröl und Hanfbach

Die Vorstellung des unteren Siegtals wäre unvollständig, wenn nicht zwei weitere Gewässer, die das Siegtal und die Landschaft um Hennef maßgeblich mitprägen und im Siegtal münden, noch mit ihren wesentlichen Merkmalen ebenfalls dargestellt würden: der Brölbach (kurz: "Die Bröl", auch: "Homburgische Bröl"), der zusammen mit der Sieg den Bödinger Raum und den Nutscheid einschließt, und der Hanfbach, dem Hennef vermutlich seinen Namen verdankt.
Verlauf von Bröl und Hanfbach.
Verlauf von Bröl und Hanfbach.

Brölbach und Bröltal

Die Bröl entspringt nahe Waldbröl, passiert auf ihrem rd. 45 km langen Weg die Grenze zwischen dem Oberbergischen und dem Rhein-Sieg-Kreis und mündet nach Passieren des Ortes Bröl bei Hennef-Müschmühle von rechts kommend in die Sieg. Sie verläuft nördlich am Bödinger Raum und am Nutscheid vorbei. Da der Flusslauf der Bröl weitgehend natürlich bzw. naturnah und durch Flussauen, Wälder sowie charakteristische Hänge geprägt ist, wurde er bereits 1992 zum Naturschutzgebiet (seit 2005: Bröl, Waldbrölbach und südlich angrenzende Waldbestände des mittleren Bröltales).
Im Brölbachtal finden sich u. a. Eichen- und Erlenauwälder, Sternmieren-Eichen-Hainbuchen-Wälder sowie Hainsimsen-Buchenwälder. Ergänzt werden diese Waldbestände durch Waldmeister-Buchenwald. Die bedeutenden Erlen- und Erlen-Eschenauwälder und die typischen Flussufer-Hochstaudenfluren unterstreichen den besonderen Wert dieses Bachtales für die Erhaltung von wertvollen Auenlebensräumen. Dazu kommen im Grünlandtal der Bröl noch binsenreiche Feuchtgrünländer, Nasswiesen, Seggenriede, Mädesüß-Hochstaudenfluren und kleine Röhrichte. Der Brölbach stellt als typischer Mittelgebirgsfluss Lebensräume für Lachs, Groppe, Bach- und Flussneunauge zur Verfügung.

Hanfbach und Hanfbachtal

Der Hanfbach entspringt dagegen in Rheinland-Pfalz, nämlich bei Buchholz-Griesenbach als Druden-Born, durchquert auf seinem rd. 20 km langen Weg das Naturschutzgebiet Hanfbach und Zuflüsse (s. a. "Weiterführende Links" weiter unten), das viele schutzwürdige Pflanzenarten beheimatet, bevor er schließlich im Zentrum von Hennef von links in die Sieg mündet. Bei starken Regenfällen kann sich der Hanfbach, auch aufgrund des Höhenunterschieds von über 200 m zwischen Quelle und Mündung, gelegentlich in ein reißendes Gewässer verwandeln.
Das Hanfbachtal als mannigfaltig geprägter historischer Kulturlandschaftsbereich gehört zu den regional bedeutsamen Kulturlandschaftsbereichen von NRW. Der Bereich wird u. a. geprägt durch am Bach gelegene ehemalige 0Mühlen (Hermesmühle, Wiederschaller Mühle, Hammermühle), die Grubenanlagen Altglück (Bergmannskapelle von 1863) und Neuglück (Steigerhaus des 18. Jahrhundert), den Basaltsteinbruch Eudenberg ab 1884, die Trasse der ehemaligen Rhein-Sieg-Eisenbahn AG (Bröltalbahn) mit dem Bahnhof Dahlhausen und die Ortslage Lanzenbach mit Fachwerkbebauung sowie durch ein erhaltenes geoarchäologisches Archiv in den Ablagerungen der Aue.
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Naturschutz im unteren Siegtal

Naturschutzgebiete im unteren Siegtal. Natürlich ist Kulturlandschaftspflege sehr eng mit Naturschutz verbunden. Die Bedeutung des Naturschutzes gerade für das Siegtal wurde oben bereits erkennbar. Es ist daher kein Wunder, dass im Siegtal rund um den Bödinger Raum – und natürlich nicht nur hier – zahlreiche Gebiete unter Naturschutz stehen.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Natura 2000- bzw. Naturschutzgebiete, zu denen jeweils die angrenzenden oder benachbarten Ortschaften sowie (jeweils in Klammern) die Nummern im entsprechenden EU- bzw. NRW-Register (s. "Weiterführende Links" weiter unten) mit angegeben sind:

Das Bundesnaturschutzgesetz gibt den Rahmen

Basis für die Ausweisung von Naturschutzgebieten ist das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) von 1976, das inzwischen stark überarbeitet und an EU-Regelungen angepasst wurde. Danach handelt es sich um (Zitat)

"rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist

  1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wildlebender Tier- und Pflanzenarten,
  2. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder
  3. wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit."
Verboten ist hier alles, was zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung eines Naturschutzgebiets oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen kann. Allerdings können Naturschutzgebiete der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, wenn es ihr Schutzzweck erlaubt.

Unsere Landschaften bitten um Rücksichtnahme

Stoppt Vandalismus und Vermüllung! Dementsprechend bitten wir – sicher auch im Sinne aller im Bödinger Raum Ansässigen – die Besucher unserer Heimat darum, pfleglich mit unseren geschützten Landschaften umzugehen, damit wir alle uns weiterhin daran erfreuen können. Insbesondere heißt das z. B. für Wanderer, Jogger, Rad-, Mountainbike- und sonstige Fahrer sowie Reiter, die jeweils vorgesehenen Wege nicht zu verlassen. Natürlich sind Hunde hier an der Leine zu führen. Mitgebrachter Verpackungs- und sonstiger Müll muss vollständig eingesammelt und mitgenommen werden, um ihn dann ordnungsgemäß zu entsorgen. Dafür stehen u. a. an manchen Ruhebänken und Wegkreuzungen Abfallbehälter bereit.

Eigentlich ist das zwar alles selbstverständlich, aber Zuwiderhandlungen einiger Gedanken- oder gar Rücksichtsloser kommen leider immer wieder vor. Von den allermeisten jedoch werden die Regeln ohne Wenn und Aber beherzigt. Dafür sagen wir vielen Dank!

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Das (untere) Siegtal und der Heimatverein

Silhouette von Bödingen – Symbol des Heimatvereins Bödingen Die Bedeutung der Historischen Kulturlandschaft "Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen" wurde oben bereits ausführlich gewürdigt. Speziell für den Heimatverein Bödingen resultiert die besondere Bedeutung vor allem daraus, dass er sich – gemeinsam mit dem Heimat- und Verkehrsverein Stadt Blankenberg e. V. (s. "Links") – nicht nur dafür eingesetzt hat, die Historische Kulturlandschaft unter Denkmalschutz zu stellen, sondern sich konsequenterweise – ebenso wie der Heimatverein von Stadt Blankenberg – die Bewahrung und Erhaltung dieser Kulturlandschaft zur satzungsgemäßen Aufgabe gemacht hat.
Wenn Sie sich an der Pflege der Kulturlandschaft "Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen" oder allgemein der hiesigen Denkmalbereiche, unserer sonstigen Denkmäler bzw. der Denkmalpflege im Bödinger Raum insgesamt aktiv beteiligen wollen, dann achten Sie bitte auf unsere entsprechenden Ankündigungen auf dieser Homepage unter "Aktuelles", unsere Info-Mails (s. "Service"), unsere Aushänge an den Anschlagtafeln in den Dörfern oder unsere Beiträge in der Lokalpresse (vgl. "Links"). Oder kommen Sie gerne direkt auf uns zu: "Kontakt".
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Beiträge in der Chronik zum unteren Siegtal

In folgenden neueren Beiträgen und Berichten innerhalb der "Chronik" geht es um die Historische Kulturlandschaft "Unteres Siegtal: Stadt Blankenberg – Bödingen" und darüber hinaus das untere Siegtal im hier berücksichtigten Umfang (also einschl. Stadt Blankenberg, Nutscheid, Bröl und Hanfbach): Für weitere Berichte, z. B. aus der Kategorie "Aktion", siehe: "Aktiv". Für sämtliche Beiträge seit 2008 siehe: "Archiv".
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Weiterführende Links

Hier haben wir – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – ein paar Verweise auf externe Web-Seiten mit Bezug zur Kulturlandschaft Unteres Siegtal, zur Sieg, zur Bröl und zum Hanfbach sowie zum Nutscheid zusammengestellt: Weitere Quellen siehe: "Links".

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